Unser neuer Superintendent im Interview

Andrea Hesse: Als Superintendent übernehmen Sie eine Menge Verantwortung. Sicher ist das mit Vorfreude, aber auch mit Respekt gegenüber dem neuen Amt verbunden. Hält sich beides die Waage?

Dirk Jonas: Ja. Freude ist mein vorherrschendes Gefühl, weil etwas Neues beginnt. Gleichzeitig ist Respekt eine angemessene Haltung, wenn man in bewegten Zeiten ein Leitungsamt übernimmt. Respekt einerseits als Fairness gegenüber dem, wie kirchliches Leben bisher im Kirchenkreis Gestalt gefunden hat. Andererseits Respekt als Anerkennung der Herausforderungen unserer Zeit, die vor Augen führen: Es wird nicht alles so bleiben, wie es ist.

Welche Eigenschaften kennzeichnen Sie als Menschen in besonderer Weise?

Ich bin kommunikativ und zugewandt, pragmatisch und sturkturiert, meistens fröhlich und gelegentlich ungeduldig. Ich mag gutes Essen in geselliger Runde und folge gerne – aus anderen Gründen – Paulus’ Rat an Timotheus (vgl. 1. Timotheus 5,23).

Wie würden Sie Ihren Leitungsstil beschreiben?

Leitung funktioniert meines Erachtens am besten im Team (mit Stellvertreter:innen, Kirchenkreis- und Synodenvorstand, Beauftragten usw.). Leiten heißt für mich eine Vision entwickeln, sie wachsen lassen und andere begeistern. Leiten bedeutet für mich, je nach Situation, anleiten oder unterstützen, vorangehen oder delegieren. Leiten heißt Konflikte wahrnehmen, ansprechen, konstruktiv lösen und Entscheidungen fällen.

Sie haben nicht nur Theologie studiert, sondern auch Diakoniewissenschaft, waren als Gemeindepastor und wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer kirchlichen Hochschule tätig. Rechnen Sie damit, dass diese breite Aufstellung Ihnen in Ihrem Amt als Superintendent helfen wird?

Auf jeden Fall. Das Theologiestudium hat mich, neben Handwerkszeug und Wissen, Nachdenken, Aufmerksamkeit und Argumentieren gelehrt. Das interdisziplinär angelegte diakoniewissenschaftliche Studium, zusammen mit Sozialarbeiter:innen, Jurist:innen, Psycholog:innen, war ein prägendes Lernfeld im Blick auf multiprofessionelle Zusammenarbeit und hat mir außerdem in besonderer Weise die Augen dafür geöffnet, wie stark Theorie und Praxis einander bedürfen.

An einen Superintendenten richten sich viele Erwartungen. Sind Sie geübt darin, sich auch mal abzugrenzen?

„Wer für alles (grenzenlos) offen ist, kann nicht ganz dicht sein”, weiß der Volksmund. Und der Satz „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken”, ist ein Satz Jesu – nicht der Satz einer mit begrenzten Ressourcen arbeitenden Kirche oder ihres beruflichen und ehrenamtlichen Personals. Abgrenzung ist also notwendig. Klärungen helfen: Nicht alle Erwartungen kann und muss Kirche oder ein Superintendent, eine Pastorin oder ein Diakon erfüllen. Bin ich überhaupt zuständig? Wenn ich es nicht bin, wer ist es dann oder könnte es werden? Und ob es uns gefällt oder nicht, zukünftig wird es auch um die Frage gehen: Welche Zuständigkeit geben wir als Kirche bis auf weiteres auf, auch wenn es schwer fällt. Und wenn die Frage nach der Abgrezung meint, was ich persönlich tue, um mal abzuschalten und runterzufahren: Fitness-Studio, raus in die Natur, Freunde treffen, einen Krimi lesen, in den Urlaub fahren.

Worauf freuen Sie sich in den kommenden Monaten besonders?

Ich freue mich natürlich sehr, die Kirchengemeinden und Enrichtungen, die Kolleg:innen und Kirchenvorstände kennenzulernen. Mich interessiert dabei besonders die Frage: Was läuft bei euch so richtig gut und sollte in Zukunft fortgeführt werden? Ich freue mich, über den kirchlichen Tellerrand hinaus Menschen und zivilgesellschaftliche Akteur:innen kennenzulernen. Ich freue mich auf die Nachbarschaft mit der Evangelischen Jugend in Langenhagen. Und ich freue mich, wenn ich hoffentlich Ende Oktober umziehen kann und nicht mehr von Burgdorf pendeln muss.

Sonst noch etwas, das Sie an dieser Stelle gerne sagen möchten?

Ein paar Basics vielleicht? Ich bin ledig, habe keine Kinder und kein Haustier. Ich fahre einen drei Jahre alten schwarzen Golf. Ich bin in Lüneburg geboren und dort im Landkreis, in Dahlenburg, zusammen mit meiner Zwillingsschwester und meinem sechs Jahre jüngeren Bruder aufgewachsen.

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